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12.08.2011
Erinnerungslandschaft
Erweiterung der Gedenkstätte Berliner Mauer eröffnet
Gedenkstätten erinnern nur selten an glückliche Momente der Geschichte. Es erfordert viel Fingerspitzengefühl und ein schlüssiges Konzept, diese städtebaulichen Narben behutsam und dennoch markant zu gestalten.
Am morgigen Samstag eröffnet zum 50. Jahrestag des Mauerbaus der zweite Teilabschnitt und das Herzstück der Mauergedenkstätte an der Bernauer Straße in Berlin-Mitte, den die Freiraumplaner sinai. Faust. Schroll. Schwarz. konzipiert haben. Seit dem Wettbewerbsgewinn 2007 planen die Landschaftsarchitekten die Erweiterung der Gedenkstätte Bernauer Straße zu einer zusammenhängenden Erinnerungslandschaft zwischen Nordbahnhof und Mauerpark. Mit Projekten wie der Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße, der Neugestaltung des KZ-Dokumentationszentrums Bergen-Belsen und der Gestaltung des Grenzübergangs Bornholmer Strasse haben sie sich bereits einen Namen gemacht. Mit der Gedenklandschaft Berliner Mauer erinnern die Freiraumplaner an eine der großen Wunden Berlins. Die Ausstellunsggestaltung stammt von dem Berliner Büro ON architektur.
Der Erweiterungsabschnitt in Zahlen: Auf einer Länge von 450 Metern stehen 1.450 Stahlstangen, 132 Gedenktafeln, 76 Ereignismarken und 26 Infostelen. Es wurden 23 Vertiefungsstationen, Nachzeichnungen von fünf Fluchttunneln und drei „archäologische Fenster“ sowie ein Postenweg platziert, der die zentrale Wahrnehmungs- und Bewegungsachse des Geländes darstellt. Die vorhandenen historischen Spuren an der Bernauer Straße haben die Landschaftsarchitekten mit einem differenzierten Gewebe aus topografischen Zeichen und Einzeichnungen verknüpft und lesbar gemacht und in eine Erinnerungslandschaft mit eingezeichneten abstrakten Spuren und authentischen historischen Relikten der Berliner Mauer verwandelt. Der Besucher soll zum Entdecker werden: „Dem Über-Blick vom Aussichtsplateau folgt das gebückte Spähen durch die Schlitze der Betonwände am Boden. Seiner Zueignung als Gedenkstätte wird das Gelände durch die Ausformulierung der Hinzufügungen gerecht: Diszipliniert, auf das Begründbare reduziert und beschränkt auf das eingeführte Material Corten stellen sie eine klar erkennbare eigene Schicht dar. Sie ist signifikant, lässt dabei aber auch den Ort für sich selbst sprechen“, erläutern die Architekten.
Das „Fenster des Gedenkens“ als Erinnerungsort für die Opfer der Mauer befindet sich am Hain mit den Götterbäumen, die zwischen den abgestellten Mauerelementen aufgewachsen ist. Name, Geburts- und Todesdatum sowie - falls vorhanden - ein Portraitfoto der Opfer sind auf dem elf Meter langen gerasterten Wandobjekt aus Cortenstahl abgebildet und in ausgefachten Fenstern hinter getönten Glasscheiben platziert. Nicht nur Touristen, sondern vor allem die Angehörigen der Maueropfer können hier gemeinsam an die denken, deren Flucht an der Mauer gescheitert ist. Die dichte Anordnung der Gedenktafeln soll die Opfer aus ihrer Anonymität befreien.
Fotos: sinai_ Faust. Schroll. Schwarz. Freiraumplanung + Projektsteuerung
Zum Thema:
Objektbericht über das Besucherzentrum Berliner Mauer von Mola Winkelmüller Architekten und Sinai.Faust.Schroll.Schwarz.
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