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21.02.2008
Bollwerk gegen den Tourismus
Pianos Pläne für Ronchamp in der Diskussion
Was für eine Aufgabe! Neben dem wohl berühmtesten Sakralbau des 20. Jahrhunderts, der Wallfahrtskirche Notre Dame du Haut von Le Corbusier in Ronchamp (Frankreich), soll gebaut werden (BauNetz-Meldung vom 06.12.2006). Benötigt wird, nicht zuetzt wegen der Architekturpilger aus aller Welt, ein Besucherzentrum. Außerdem sollen Unterkünfte mit Kapelle für zwölf Ordensschwestern errichtet werden, die sich auf dem Gelände ansiedeln wollen – und die mit ihrer „betenden Präsenz“ ein „Bollwerk gegen den überbordenen Tourismus“ bilden sollen, wie der Eigentümer, die „Association Œuvre Notre Dame du Haut“, sagt. Schon Le Corbusier hatte Pläne, hier auch ein Kloster anzusiedeln – die allerdings damals nicht weiter verfolgt wurden.
Für die Neubauten waren unter anderem auch Tadao Ando und Jean Nouvel in Erwägung gezogen worden. Ersterer war dem Bauherren aber zu weit entfernt ansässig, und bei letzterem wurde befürchtet, dass man lediglich ein typisches „Irgendwie-Jean-Nouvel-Design“ bekommen würde. Piano dagegen sei „gleichermaßen Poet und Philosoph“. Er kann an diesem kleinen Projekt nichts verdienen, er entwirft in Ronchamp „aus Leidenschaft“.
Seine Pläne sind denn auch erkennbar bemüht, die Neubauten möglichst unsichtbar zu vergraben oder durch Topographie und Bäume optisch von der Kirche abzuschirmen – obwohl sie der Kirche auf bis zu 60 Meter nahe kommen.
Das Besucherzentrum am Parkplatz besteht aus zwei zueinander verkippten, planen und dreieckigen Dachflächen. Die Nonnenunterkünfte sind in den Berg eingegraben und werden durch orangefarbene Lichtkanonen von oben belichtet. Zu dem Mini-Kloster gehört eine kleine Kapelle, die sich ebenfalls hauptsächlich mit zwei dreieckigen Dachflächen artikuliert.
Die Fondation Le Corbusier in Paris, die mit Argusaugen über das Werk des Meisters wacht, äußerte sich kritisch zu Pianos Plänen. Sie hat Angst, „dass die Nonnen in zehn Jahren weg sind, und dann kommt da ein ‚Bed and Breakfast‘ rein...“ – „Wir haben nichts gegen Renzo Piano und auch nichts Grundsätzliches gegen ein Bauprogramm an diesem Ort – aber bitteschön weiter von der Kirche entfernt.“
Der Widerstand der Fondation könnte das ganze Projekt gefährden. Nach Erteilung der – für bald erwarteten – Baugenehmigung, die das Kultusministerium bereits befürwortet hat, hat sie eine zweimonatige Einspruchsfrist.
Die Association argwöhnt, dass die Fondation lediglich beleidigt ist, weil sie darauf spekuliert hatte, Ronchamp über kurz oder lang als Eigentümer zu übernehmen. Dem machen die derzeitigen Bau-Aktivitäten der Association wohl einen Strich durch die Rechnung.
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