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22.09.2004
Expansionsopfer
Architekt verklagt Flughafen Köln/Bonn
Wie der Kölner Stadt-Anzeiger in seiner Ausgabe vom 21. September 2004 berichtet, hat der Architekt des Ursprungsbaus des Flughafens Köln/Bonn, Paul Schneider-Esleben, die Betreibergesellschaft des Flughafens auf Schadensersatz verklagt.
Der Architekt klagt bei der Gesellschaft eine Entschädigung in Höhe von 300.000 Euro ein, da er Verträge missachtet und sein Urheberrecht verletzt sieht. Wie der Anwalt des Architekten, Ulrich Werner (Köln), dem BauNetz mitteilte, hatte Schneider-Esleben seinerzeit mit der Gesellschaft vertraglich vereinbart, dass er mit den Vorplanungsleistungen beauftragt werde, falls bauliche Veränderungen anstünden. Weiterhin werde sein Werk durch die bereits im Bau befindlichen Erweiterungsmaßnahmen entstellt, was das Urheberrecht des Architekten verletze.
Stein des Anstoßes ist ein fast vollendeter Anbau von Helmut Jahn (Chicago) an das in den siebziger Jahren errichtete Gebäude. Jahn hatte den Flughafen bereits 1995 und 2000 mit „kongenialen Erweiterungen“ (Stadt-Anzeiger) ergänzt, sein spektakulärer Flughafen-Bahnhof war erst vor wenigen Monaten eingeweiht worden (BauNetz-Meldung vom 21. 9. 2000 zur Eröffnung des Terminal 2 und BauNetz-Meldung vom 11. 6. 2004 zur Einweihung des Flughafen-Bahnhofs).
Verdruss bereitet Schneider-Esleben allerdings jetzt eine neue aufgeständerte, verglaste und ebenfalls von Jahn geplante Halle mit Tonnendach, die direkt vor seinem alten Hauptgebäude errichtet wird. Der „schönste deutsche Flughafen“ (Volkwin Marg im Stadt-Anzeiger) werde dadurch besonders von der Rollfeld-Seite aus „nachhaltig in seiner Wirkung beeinträchtigt“ (Stadt-Anzeiger).
Die Flughafengesellschaft selbst wollte sich zu dem laufenden Verfahren bislang nicht äußern. Die Expansion des Gebäudebestands ist vor allem dem erhöhten Fluggastaufkommen durch so genannte Billigflieger geschuldet, die den Flughafen Köln/Bonn für sich entdeckt zu haben scheinen.
Der Klagevorgang ruft Erinnerungen an das erst kürzlich gescheiterte Urheberrechtsverfahren wach, das der Wiener Architekt Roland Rainer zur ästhetischen Rettung der von ihm errichteten Bremer Stadthalle angestrengt hatte. Näheres hierzu finden Sie in unserer BauNetz-Rubrik Moderne in Gefahr.
Zu den Baunetz Architekt*innen:
gmp · Architekten von Gerkan, Marg und Partner
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