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14.11.2003
Wie buntes Kinderspielzeug
OMA-/Koolhaas-Ausstellung in Berlin
In Anwesenheit des niederländischen Welt-Architekten Rem Koolhaas wird am Abend des 14. November 2003 in Berlin die Ausstellung „Content - Rem Koolhaas/OMA/AMO“ eröffnet. Mit dem Untertitel „Bauten, Projekte und Konzepte seit 1996“ wird die Ausstellung vom 15. November 2003 bis zum 18. Januar 2004 in der Neuen Nationalgalerie am Kulturforum öffentlich zu sehen sein. Danach wird sie, in veränderter Form, in der Kunsthalle in Rotterdam gezeigt.
Bezeichnend sind die Bauten, in denen die Schau gastiert: Die Neue Nationalgalerie, ein Spätwerk von Ludwig Mies van der Rohe (1968), wird von Koolhaas beim Entwurf seiner eigenen Kunsthalle (1993) in vielerlei Hinsicht herangezogen und teilweise persifliert. Einer der wichtigsten Architekturtheoretiker der Gegenwart setzt sich mit einem der wichtigsten Architekten der Moderne auseinander - nicht nur in Ausstellungen, sondern auch im realen Bauen: Koolhaas hat soeben die zum Teil von Mies stammenden Campusbauten des Illinois Institute of Technology (IIT) in Chicago baulich zu ergänzen und für den heutigen Betrieb wieder zu ertüchtigen versucht (BauNetz-Meldung vom 29. 9. 2003).
Ganz und gar nicht miesianisch wirkt das Ausstellungslayout in der Nationalgalerie. Beschränkt auf die obere Etage, den freien Miesschen Raum also, kippt Koolhaas' Kuratorin Kayoko Ota die Exponate wie buntes Kinderspielzeug auf den Boden. Thematische Einheiten werden durch halbhohe „Mauern“ zusammen gehalten, die den Besucher wie Sackgassen einfangen.
Im Gegensatz zu früheren OMA-Ausstellungen (die letzte große monographische Einzelausstellung war 1994 im MoMA in New York) gibt es in „CONTENT“ eine Reihe von konkreten Realisierungen bzw. Realisierungsabsichten zu sehen, darunter das Student Center in Chicago, ein wolkenbügelartiges Hochhaus für Peking, eine öffentliche Bilbiothek in Seattle und nicht zuletzt die neue niederländische Botschaft in Berlin, die bereits bezogen ist, aber wegen Terminschwierigkeiten der Königin bislang noch nicht offiziell eingeweiht wurde.
OMA wäre nicht OMA, wenn die Bauten und Projekte hier konventionell mit Plänen, Fotos und Präsentationsmodellen „gehängt“ würden. Statt dessen sehen wir massenweise Arbeitsmodelle, dazu bunte Themen-Schnipsel aus Politik, Globalisierung, Gesellschaft und Sex. An einer Stelle liegen kaputte Arbeitsmodelle wie ein zusammengekehrter Müllhaufen am Boden; eine darauf stehende Koolhaas-Puppe deklamiert den Koolhaas-Text „Junkspace“ (eine Installation des Künstlers Tony Oursler). Gleich am Eingang, aber als Bestandteil der Ausstellung, gibt es den obligatorischen Merchandising-Shop; dieser ist allerdings keine Installation oder Persiflage, sondern realer, globalisierter Kapitalismus: Ein simples „CONTENT“-T-Shirt kostet dort 20 Euro.
Die Ausstellung ist Di, Mi und Fr 10 - 18 Uhr, Do 10 - 22 Uhr, So/So 11 - 18 Uhr geöffnet. Ein Katalog erscheint erst Ende November.
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