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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen_Spatenstich_fuer_Besucherzentrum_am_KZ_Gusen_13723.html

06.06.2003

Negativarchitektur

Spatenstich für Besucherzentrum am KZ Gusen


Mit einem Spatenstich wurde am 3. Juni 2003 der Baubeginn des neuen Besucherzentrums im ehemaligen nationalsozialistischen Konzentrationslager Gusen in Österreich eingeleitet. Viereinhalb Kilometer nördlich des KZ Mauthausen gelegen, wurde die Anlage im Dezember 1939 erbaut. Die in das Lager deportierten Gefangenen wurden zur Arbeit in der Rüstungsindustrie gezwungen, zum Kriegsende konnten die alliierten Truppen von insgesamt 60.000 Häftlingen nur noch 20.000 befreien. In den 50er Jahren wurde auf dem Gelände des Lagers eine Wohnsiedlung erbaut, wobei die baulichen Reste der Baracken fast vollständig entfernt wurden.

Heute erinnert lediglich das „Memorial Gusen“ an das Leiden und den Tod der Häftlinge. Das Denkmal, das aus einer spiralförmigen Betonmauer besteht, wurde 1964 durch eine Initiative italienischer Bürger errichtet.

Das neue Besucherzentrum wurde von dem Wiener Architekten Herwig Mayer geplant. Es besteht aus einem im Grundriss viereckigen Körper mit schrägen Kanten, der durch Lichtschlitze in fünf voneinander unabhängige Teile zerschnitten ist. In den Lichtschlitzen wird hinter der Fassade aus Stahlbetonplatten die eigentliche Betonwand sichtbar. Die beiden Materialien Stahl und Beton sind leicht versetzt durchschnitten, so dass ein Durchblick verhindert wird. Die Architektur weist hier mit einer subtilen Geste auf die einstige Überbauung des Lagers mit Wohnungen hin, die im übertragenen Sinn die Sicht auf die Vergangenheit blockiert.

Im Inneren soll auf 150 Quadratmetern eine permante Ausstellung untergebracht werden, die das Lager Gusen dokumentiert sowie Service- und Informationseinrichtungen. Der Standort des schlichten Körpers liegt zwischen dem bestehenden „Memorial Gusen“ an der Hauptstraße des Ortes und der Wohnsiedlung.

Der selbe Architekt zeichnet auch für das Besucher- und Informationsforum der benachbarten KZ Gedenkstätte Mauthausen verantwortlich, das bereits am 11.Mai 2003 eingeweiht wurde. Das insgesamt über 3.000 Quadratmeter fassende Zentrum steht auf einem Areal außerhalb des Lagers, da in den noch bestehenden Gebäuden aus den Jahren 1938-1945 keine Funktionen untergebracht werden sollten, die dem „Authentischen des Ortes“ zu wiederlaufen. Der Neubau auf prismenförmigem Grundriss ist zum Teil eingegraben und an der Oberfläche extensiv begrünt. Die Räume sind um Innenhöfe gruppiert. Herwig Mayer beschreibt das Konzept als das einer „Negativarchitektur“, die nicht in Erscheinung treten, sondern sich zurückziehen will.


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