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04.10.2010
Kniefall, Schale, Dach
Wettbewerb zum Einheitsdenkmal in Berlin
Auch beim zweiten Anlauf im Wettbewerb für ein „Freiheits- und Einheitsdenkmal“ auf der Schlossfreiheit in Berlin wollte sich die Jury nicht auf einen Entwurf festlegen. Vielmehr präsentierte ein Trio aus Kulturstaatsminister Bernd Neumann, Staatssekretär Rainer Bomba und früherem Architektenkammerpräsident Arno Sighard Schmid am Sonntag im Berliner Martin-Gropius-Bau drei gleichrangige erste Preisträger sowie zwei Anerkennungen, die unterschiedlicher kaum sein könnten:
1. Preis: Milla und Partner (Architekten/Szenografen, Stuttgart) mit Sasha Waltz (Künstlerin/Choreografin, Berlin)
1. Preis: Andreas Meck (Meck Architekten, München)
1. Preis: Stephan Balkenhol (Bildhauer, Karlsruhe)
Anerkennung: Xavier Veilhan mit BP architectures (Paris)
Anerkennung: realitiers:united (Kunst- und Architekturstudio, Jan und Tim Edler, Berlin) mit Bjarke Ingels Group (Kopenhagen)
Die prämierten Arbeiten waren aus 28 nominierten Entwürfen ausgewählt worden. Für den Wettbewerb hatten sich an die 400 Teilnehmer beworben.
„Bürger in Bewegung“ heißt der Entwurf, den Milla und Partner mit Sasha Waltz als Denkmal vorschlagen. Die interaktive Skulptur ist eine Art große Schale, bei der die Grundfläche des Denkmalstandorts (der Sockel des ehemaligen Nationaldenkmals für Kaiser Wilhelm) wie nach oben gebogen erscheint. Besucher können die Schale in Bewegung setzen, ihre glänzende Unterseite ist mit Sätzen und Worten aus der Umbruchzeit beschriftet, sie wirkt wie ein Spiegel, in dem sich die Umstehenden erkennen. Die Jury hatte wegen des großen Gewichts der Skulptur und den unter dem Sockel befindlichen Gewölben vor allem statische Bedenken.
Der Entwurf von Andreas Meck beschreibt ein großes, rechtwinkliges „Dach“ aus Worten zum Einheitsprozess; die Sprache soll so als verbindendes Element der beiden lange getrennten deutschen Staaten stehen. Das „Dach“ schwebt über einem Grundriss der Bundesrepublik Deutschland, in dem die ehemalige innerdeutsche Grenze markiert ist. Getragen wird dieses transparente Dach von zahreichen Stützen, die an den Hauptstädten der einzelnen Bundesländer emporwachsen. Dem Denkmalbesucher wird also auch gleich ein Stück Geographieunterricht vermittelt.
Der Bildhauer Stephan Balkenhol schlägt schließlich die fünf Meter hohe Skulptur eines knienden Mannes als Einheitsdenkmal vor: „Der Knieende“. Abgesehen davon, dass in der Laudatio der Jury, die Arno Sighard Schmid vortrug, kein Wort des Bezuges zum Kniefall von Willy Brandt vor dem Denkmal des Warschauer Ghettos 1970 vorkam, wurde diese Geste von der Jury durchaus kritisch diskutiert.
Alle drei Preisträger-Entwürfe sollen nun erneut überarbeitet werden.
Erwähnung finden soll hier aber auch der mit einer Anerkennung gewürdigte Vorschlag von realities:united (Berlin) und BIG (Kopenhagen): Sie schlagen eine kreisrunde, leicht auf- und wieder absteigende Brücke vor, die die beiden Ufer des Kupfergrabens miteinander verbindet.
Die Ergebnisse des Wettbewerbs sind noch bis zum 31. Oktober 2010 im Martin-Gropius-Bau in Berlin, Niederkirchnerstraße 7, 10963 Berlin, ausgestellt.
Zum Thema:
Alle Preisträger und Anerkennungen auf www.bbr.bund.de
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