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24.07.2002
Grenzen der Megacities
UIA-Foren mit Werner Durth und Albert Speer in Berlin
In den ersten Foren des UIA 2002 am 23. Juli 2002 wagten die Referenten eine erste Bestandsaufnahme der rasanten städtebaulichen Entwicklungen im fortgeschrittenen Zeitalter der Globalisierung und forderten neue Konzepte.
Werner Durth (Darmstadt) machte im Forum „Globalisierung und Regionalität“ den Auftakt mit der These, dass die Globalisierung in der Architektur im 20.Jahrhundert schon immer eine regionale „Kompensationsästhetik“ erzeugt habe. Traditionalistische Bauten wie nicht zuletzt auch das geplante Stadtschloss in Berlin seien der Versuch einer „Vortäuschung der Stabilität labiler Systeme“. Man versuche, gerade auch nach dem 11. September, mit diesem Stil eine „Bubble of Security“ herzustellen. In Asien hingegen sei neotraditionalistische Architektur laut Dr. Ruzica Bozovic-Stamenovic (Singapur) eher eine „optionale“ Entwicklung moderner Großstädte, die nicht viel mehr als ein touristischer „weicher Standortfaktor“ im Metropolenmarkt sei. Richard S. Levine (Kentucky) griff den ganzen Prozess der Globalisierung heftig an und forderte eine nachhaltige, global unabhängige, also regionalistische Vorgehensweise. Als Beispiel brachte er sein in Planung befindliches Projekt „city as a hill“ am Westbahnhof in Wien an. Dort will er einen Eisenbahnkorridor mit einem künstlichen Hügel überbauen, in dessen Inneren sich Kraftwerke und Versorgung befinden. An der Oberfläche soll sich durch eine computergestützte, prozesshafte Entwicklung urbane Dichte mit einem Maximum an städtischer Qualität verbinden.
Im Forum „Die Grenzen der Megacities“ plädierte Albert Speer (Frankfurt/Main) für ein völliges Umdenken in der Stadtplanung der Metropolen. Obwohl sich chinesische Planer auf fertige Konzepte aus Europa verließen, müssten dort „Quantensprünge“ gemacht werden. Megastädte würden künftig der „Ort der Entscheidung für die ökologische Tragfähigkeit der Erde“ sein. Am Beispiel Shanghai erklärte er die Notwendigkeit vernetzter, integrativer Planungsprozesse zum Zweck einer nachhaltigen Entwicklung. Er forderte eine städtebauliche Denkweise, die mit der Regionalplanung vergleichbar sei und Klimaschneisen, Grünflächen und urbane Landwirtschaft einplane. Dabei legte er ein dort entwickeltes Konzept für Stadterweiterungen auf Basis eines modularen Rasters aus 400 x 400 Metern großen autofreien Wohnfeldern vor.
Einem großen Problem der Megacities, dem unkontrollierten „Urban Sprawl“ (unkontrolliertes Wachstum an den Rändern) durch illegale Zuwanderer, versucht Andrés Escobar Uribe (Bogota), mit sozialem Kleinstwohnungsbau zu begegnen. Eckhart Ribbeck (Stuttgart), sieht dagegen gerade in den „spontanen“ Bauten dieser Einwanderer ein erstaunliches Potenzial der Stadtplanung. Zu später Stunde referierte er über die „informelle Moderne“, die sich völlig unkontrolliert in den ärmeren Vierteln von Mexiko-Stadt entwickelt habe. Mit seinem Plädoyer für eine Anerkennung dieser bisher lediglich als „Slums“ wahrgenommenen Stadtviertel schloss das Forum.
Zum Thema:
www.uia-berlin2002.de
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