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01.07.2010
Dudoks Erben
Start für Wohnungsbau von Kempe Thill in Den Haag
Anders als bei uns gilt in den Niederlanden die Devise: Schönheit geht vor Alter. Das heißt: Wo ein Gebäude mit den aktuellen technischen und Komfortstandards nicht mehr mithalten kann, muss es dran glauben, sei sein Architekt auch noch so prominent. Die Modernisierung ist hier oft genauso teuer wie ein Neubau, der sich zudem viel besser vermarkten lässt. Diesmal trifft es eine Fünfziger-Jahre-Siedlung von Willem Marinus Dudok in Den Haag-Moerwijk: Die Wohnungen sind zu klein (auch bei Sozialbauwohnungen gilt dort heute ein Standard von 45 bis 50 Quadratmetern Fläche pro Erwachsener), ungünstig erschlossen (Zweispänner, es lassen sich keine Aufzüge nachrüsten) und energietechnisch veraltet. So will hier niemand mehr wohnen. Von KCAP (Rotterdam) wurde der Masterplan für das Gebiet entwickelt, ein Wohnblock am Erasmusweg ist darin „einer der ersten Schritte zur Stadterneuerung“. Ihn haben Kempe Thill (Rotterdam) gestaltet, heute wurde der Spatenstich gefeiert.
„Living apart together“ ist der bürointerne Untertitel des vordergründig politisch korrekten Projekts, in dem 81 Sozialwohnungen sich das Baufeld mit 27 Reihenhäusern teilen. Dabei sind die Sozialwohnungen in einen fünfgeschossigen Riegel mit Geschosswohnungen sowie einen gegenüber liegenden Bauteil mit zur Straße ausgerichteten Erdgeschoss-Maisonetten aufgeteilt. Über den Maisonetten sind die frei finanzierten Reihenhäuser angeordnet, die zum begrünten Innenhof hin ausgerichtet sind. Die Garage mit 115 Stellplätzen und den darüber liegenden grünen Hof teilen sich aber alle.
Damit es nicht zu viel sozialen Sprengstoff gibt, werden die Zielgruppen des Komplexes jedoch sauber aufgeteilt und die Erschließung getrennt: In den fünfgeschossigen Riegel ziehen so genannte „Down-Nester“ der Generation 55 plus, also ältere Ehepaare, deren Kinder aus dem Haus sind, und die sich jetzt verkleinern wollen (und einen Großteil ihres Lebens eh auf Mallorca verbringen). Die 140 Quadratmeter großen Erdgeschossmaisonetten sind für kinderreiche (Migranten-)Familien gedacht, während darüber gutbürgerliche Familien einziehen sollen.
Der Ausführungsstandard des Projektes ist durchgängig hoch: Es wurde ein eigenes Aluminiumfassadensystem mit großen Festverglasungen (bis zu drei mal sechs Meter) und großzügigen Schiebefenstern entwickelt. Der Komplex erfüllt zudem den Niedrigenergiestandard, hat einen eigenen Wärmespeicher im Boden und verfügt über eine Geothermieanlage. Alle Wohnungen haben Fußbodenheizung und werden mechanisch be- und entlüftet, um Wärmeverluste zu vermeiden.
Die Kosten des vom Investor Ceres-Vestia beauftragten Projekts sind mit 14 Millionen Euro veranschlagt.
Zum Thema:
Ausführliches Portrait und Interview mit Kempe Thill in unserem Chrystal Talk
Mehr von Kempe Thill im Baunetz Wissen Flachdach und Akustik: Das Theaterpodium Grotekerkplein in Rotterdam und der Franz-Liszt-Saal in Raiding
Zur Mediations-Box in Rotterdam auf www.designlines.de
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