07.05.2024

Natürliche, künstliche und kollektive Intelligenz

Carlo Ratti präsentiert sein Konzept für die Architekturbiennale 2025

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Carlo Ratti (links) ist Direktor der kommenden Architekturbiennale. Pietrangelo Buttafuoco ist seit April neuer Präsident der Biennale.

Heute Mittag hat Carlo Ratti sein kuratorisches Konzept für die kommende Architekturbiennale in Venedig vorgestellt. Die 19. Ausgabe der weltweit größten und wichtigsten Architekturausstellung eröffnet im Mai 2025 unter dem Titel „Intelligens. Artificial, Natural, Collective.“ und möchte Architektur als Werkzeug gegen den globalen Klimawandel in Stellung bringen.

Nach der von Lesley Lokko verantworteten, postkolonial und künstlerisch orientierten Biennale im letzten Jahr, verspricht der 1971 in Turin geborene Ratti wieder einen deutlichen Fokus auf Architektur und Design. Die gestaltenden und planenden Disziplinen seien nicht nur das Problem, sondern Teil der Lösung, betonte der Direktor der kommenden Ausgabe der Biennale.

Dementsprechend formulieren die Verantwortlichen der Ausstellung: „Die gebaute Umwelt ist einer der größten Verursacher atmosphärischer Emissionen. Das macht die Architektur zu einem der Hauptverantwortlichen für die Verschlechterung der Umweltbedingungen auf unserem Planeten. Müssen wir uns angesichts der sich beschleunigenden Klimakrise mit dieser Rolle abfinden? Oder sind wir weiterhin in der Lage, substanzielle und nicht-kosmetische, wirksame und schnell umsetzbare Lösungen zu entwickeln?“

Ratti betonte auf der Pressekonferenz in Venedig, dass ihm die Reihung der Wissenskategorien, wie sie im Untertitel formuliert ist, wichtig sei. Beim Blick auf die Herausforderungen des Klimawandels gehe es ihm in einem ersten Schritt um das Wissen der Natur und erst in einem zweiten um technisch-künstliches Wissen. Kollektives Wissen machte er am Beispiel von informellen Siedlungen fest, aber auch am kuratorischen Wunsch, die Länderpavillons wieder stärker thematisch einzubinden, um möglichst viele Stimmen und Lösungsansätze zum übergeordneten Thema der Biennale zusammenzubringen. In diesem Kontext verwies er auf die Architekturbiennale 2014, als Kurator Rem Koolhaas erfolgreich viele der nationalen Teilnehmer auf sein Thema „Fundamentals“ verpflichtete.

Eine besondere Herausforderung der kommenden Biennale ist die Sanierung des Padiglione Centrale in den Giardini, der deshalb nicht zur Verfügung stehen wird. Der zentrale Pavillon ist neben dem Arsenale der wichtigste Ausstellungsort, an dem der Kurator der Biennale seine übergeordneten Themen verhandelt. Ratti blieb ein wenig vage, wie er auf diesen Mangel an Raum reagieren wird, erklärte aber, dass es Projekte in der Stadt geben werde. Venedig sieht er als Labor und zugleich als herausragendes Beispiel einer vom Klimawandel besonders bedrohten Stadt.

Ratti war kurz vor Weihnachten als Direktor der 19. Architekturbiennale ernannt worden. Seit mit Giorgia Meloni eine rechtpopulistische Ministerpräsidentin in Rom regiert, werden Personalia und kuratorische Entscheidungen in Venedig international besonders aufmerksam beobachtet. In diesem Sinne ist auch die Ernennung von Pietrangelo Buttafuoco zu sehen, der der seit Oktober 2022 regierenden Meloni nahesteht und Anfang April sein Amt als neuer Präsident der gesamten Biennale und all ihrer Sektionen übernommen hat. (gh)


Zum Thema:

Seit gut zwei Wochen läuft die Kunstbiennale in Venedig. Den diesjährigen Deutschen Pavillon haben wir unter dem Titel „Ein Pavillon und eine Insel“ diskutiert. Unsere Besprechung der Hauptausstellung und eine Meldung mit reichlich Tipps (auch jenseits der traditionellen Ausstellungsorte) geben Orientierung für einen Besuch – oder laden mit ihren langen Bildstrecken zum virtuellen Rundgang ein.