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19.05.2008
Designer statt Kommune
Sanierung des Narkomfin-Hauses in Moskau?
Eine Sanierung des nahezu ruinösen Narkomfin-Kommunewohnhauses in Moskau wird seit vielen Jahren weltweit von Denkmalschützern und Bauhistorikern gefordert – nun scheint es endlich soweit zu sein. Aber ob dies eine gute Nachricht ist, wird man erst hinterher sagen können – groß ist die Gefahr, dass durch Umnutzung und Umgestaltung der historische Bestand verloren geht oder „totsaniert“ wird.
Nach einem Bericht der FAZ vom 19. Mai 2008 plant der Moskauer Immobilienkonzern Mian, die experimentellen Wohnungen als „Designer-Kleinwohnungen für anspruchsvolle Logisgäste“ instand zu setzen. Die Firma habe bereits 31 der 46 Wohnungen gekauft. Sie wolle 60 Millionen Dollar investieren. Die Planungen stammen von Alexej Ginsburg, dem Enkel des ursprünglichen Architekten Moisei Ginsburg, der das Gebäude 1928 bis 30 errichtet hatte.
Narkomfin gehört zu den bedeutendsten Zeugnissen des sowjetischen Konstruktivismus der zwanziger Jahre. Als Kommunewohnhaus konzipiert, sollten in den Wohnungen nur die individuellen Teile des Lebens stattfinden. Gemeinschaftliche Aktivitäten wie Essen sollten dagegen in Gemeinschaftseinrichtungen gebündelt werden. Daher hatten die Wohnungen auch keine Küchen.
Auch wenn dies nie so richtig funktioniert hatte, ist das Haus ein weltweit bedeutsames Beispiel für dieses Gesellschaftsbild – das im übrigen nicht weit entfernt ist vom Menschenbild Le Corbusiers. Es gilt jedenfalls als sicher, dass Le Corbusier nach dem zweiten Weltkrieg bei der Konzeption seiner Unités d'Habitation sowohl sozial als auch architektonisch (Zweigeschossigkeit der Wohnungen) von Narkomfin beeinflusst wurde.
Nach dem FAZ-Bericht will Enkel Ginsburg den Appartements ihre spartanische Urgestalt wieder zurückgeben – allerdings ergänzt um moderne Infrastruktur wie Aufzüge. In dem Gemeinschaftgebäude, in dem die Kommunekantine untergebracht war, soll ein Restaurant eingerichtet werden. Noch sei man allerdings im Planungsstadium, da der Rechtsstatus des Gebäudes geklärt werden müsse. Also: Gut möglich, dass hier weiter jahrelang nichts passiert. Und das könnte möglicherweise auch die gute Nachricht sein.
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