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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen_Herzog_de_Meuron_planen_Konzertsaal_in_der_Schweiz_23682.html

09.05.2006

Auf der Alm

Herzog & de Meuron planen Konzertsaal in der Schweiz


Die Baseler Architekten Herzog & de Meuron sollen einen Konzertsaal als feste Veranstaltungsstätte für das „Festival de Musique du Haut-Jura“ im Schweizer Kanton Jura realisieren. Dies gab die Stiftung des Festivals am 4. Mai 2006 bekannt. Bisher findet das Musikfestival an verschiedenen Spielorten statt.

Für 13 Millionen Euro wird auf der Alm von Coudenay ein Konzertsaal mit 700 Plätzen gebaut. Die Architekten schlagen vor, das Auditorium unter die Grasnarbe zu verlegen. Das eingegrabende Amphitheater wird über ein ebenerdiges Foyer erschlossen. Überdacht wird die Anlage von einer pyramidenähnlichen Konstruktion. Das Erdgeschoss soll verglast werden, das Innere der Pyramide wird mit Holzpaneelen bekleidet, von außen soll sie mit Schindeln gedeckt werden.

Die Architekten beschreiben ihren Entwurf wie folgt: „Ein vertiefter Sockel in der Art des Amphitheaters von Syrakus wird in die Landschaft eingefügt. Er birgt das Parterre der Halle sowie die für die Künstler, das Personal und die technischen Vorrichtungen vorgesehenen Räumlichkeiten. Ein immaterielles Foyer nimmt den oberen Teil des Sockels ein. Es handelt sich dabei um einen horizontalen Übergangsraum, der eine maximale Nutzungsvielfalt bietet. Seine Fassadenstruktur tritt in den Hintergrund und gibt eine Panoramaaussicht auf die umgebende Landschaft frei.
Die großräumige Halle kann bei Konzerten mit Vorhängen geschlossen werden. Damit verwandelt sich der ringsum weit offene Raum in eine klangdichte und behagliche Konzerthalle.

Das Foyer enthält eine Bar und zieht sich hinaus auf eine Außenterrasse mit Ausblick auf das jurassische Panorama. Unter einer schwebenden Kuppel aus Holz über dem Mineralsockel findet ein Grossteil des Publikums Platz. Die sechseckige Geometrie der Halle erlaubt eine maximale Annäherung der Zuschauer an die Bühne, dem Herzen des Auditoriums. Diese Anordnung des Publikums verstärkt den Kontakt zwischen dem Orchester und den Zuhörern, die dadurch aktiv teilhaben an der Architektur des Ortes. Die Facetten des Sechsecks sind gewölbt und besitzen damit ideale Krümmungen für die Raumakustik. Dank dieser Geometrie konnten Nischen geschaffen werden, die als Balkone über der Halle oder, wie in einem barocken Kuppelbau, als Lichtöffnungen dienen. Die Verbindung von Licht und Holz schafft eine warme und festliche Atmosphäre. Die Form der Halle harmoniert mit ihrer pyramidalen Bedachung. Die Oberfläche besteht aus schuppenartigen extrudierten Facetten. Sie stellt sich als ein einfaches, aber raffiniertes Bauvolumen dar, dessen Wahrnehmung je nach dem Standort des Beobachters variieren kann. Die pyramidale Dachform setzt ein starkes Signal in der landschaftlichen Umgebung, indem sie an die typischen jurassischen Scheunen erinnert.“

Der Ort und die Konzeption des „Auditorium du Jura“ zeigen Parallelen zu anderen Arbeiten des Büros.
Bereits im Jahr 2004 hatten Herzog & de Meuron mit einem Großprojekt auf einer Alm für Furore gesorgt: Auf der Schatzalp nahe Davos soll ein 26-geschossiger, über hundert Meter hoher Turm enstehen (siehe BauNetz-Meldung vom 27. 2. 2004). Den auf den ersten Blick brutalen Eingriff in einen schützenswerten Landschaftsraum rechtfertigten die Architekten damals mit der Argumentation, der Turm gehe sparsam mit dem Boden um, lasse die Landschaft unberührt und erspare lange Erschließungswege.

Auch beim Entwurf für die Hamburger Elbphilharmonie, für die erst kürzlich überarbeitete Pläne präsentiert wurden (siehe BauNetz-Meldung vom 20. 4. 2006), gliedern die Architekten das Konzerthaus in drei Bereiche: Den schweren Sockel stellt hier der wuchtige Bestandsbau des Kaispeichers dar, das skulptural ausgeformte Dach wird auch hier durch ein Foyergeschoss als Fuge abgesetzt.

Henning Sigge


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