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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-ueber_die_Behles-Jochimsen-Ausstellung_in_Berlin_2317277.html

16.09.2011

Die Welt als Modell

Über die Behles-Jochimsen-Ausstellung in Berlin


Die Frage, wie man Architektur, wie man Raum ausstellen kann, stellt sich bei jeder Architekturausstellung neu. Die eine Antwort gibt es darauf nicht. Eine bemerkenswerte haben jedoch Behles & Jochimsen gefunden, die seit letztem Donnerstag in der Berliner Architekturgalerie von Ulrich Müller ausstellen. Der Kunstwissenschaftler Jörg Gleiter bezeichnete die Installation, die Behles & Jochimsen hier zeigen, gar als „einen der wichtigsten Räume in Berlin“ derzeit.

Ausstellungsgegenstand ist eigentlich das kürzlich fertig gestellte Laborgebäude der Architekten in Gießen, aus dessen „fünf-fingrigen Grundriss“ ein amöbenhaftes, in 34 Farbtönen changierendes Gebäude hervorwächst. Doch die Architekten vermeiden es, das Gebäude reproduktiv in Szene zu setzen. Vielmehr schaffen sie es, in die Galerie die Idee, das Konzept hinter dem Gebäude zu transportieren. Der Galerieraum wird damit zum „Modell“ des Gebäudes, zum „retroaktiven Manifest“ wie es Gleiter in Anlehnung an Ungers und Koolhaas formulierte.
 
Univers Condensed ist der mehrdeutige Titel der Ausstellung, und der Verweis auf die gleichnamige Schrifttype (die „Hausschrift“ der Architekten) damit nur eine von mehreren Interpretationsmöglichkeiten. Ein Fries aus schmalen, im Spektrum eines dunklen Farbkreises  eloxierten Aluminiumpaneelen schmückt die rückwärtige Längswand des Galerieraums. Die Stirnseiten sind mit Spiegeln verkleidet, in denen sich das Farbband nach beiden Seiten ins Unendliche ausdehnt. Die Besucher sammeln sich darunter wie unter einem Architektur gewordenen Regenbogen – und werden in der Spiegelung selbst Teil dieser in einen anderen Aggregatzustand übergegangenen Welt.

Selbstverständlich gibt es dann doch noch Hinweise auf die reale, gebaute Architektur des Büros: Ein in die Wand eingelassenes iPad zeigt die neue Website der Architekten mit ihren Projekten; und im „Hinterzimmer“ der Galerie hängen Fotos von Andrew Alberts, der das Gebäude zwischen eisgrauem Himmel und grasgrünem Rasen ins Bild setzt. (cv)

Ausstellung: bis 22. Oktober 2011, Di-Fr 14-19 Uhr, Sa 12-16 Uhr
Ort: Architektur Galerie Berlin, Karl-Marx-Allee 96, 10243 Berlin


Zum Thema:

Unsere Ausstellungsankündigung finden Sie hier.

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