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23.06.2009

Krone des Orients

Richtfest für Expo-Pavillon in Shanghai


Am Montag konnten Shanghaier Bürger die ersten Schnappschüsse vom Chinesischen Pavillon machen. Der fertige Rohbau des 47.000-Quadratmeter-Monuments, das quasi das Herzstück der Shanghai 2010 World Expo bildet, wurde um acht Uhr abends in mehrfarbiges Licht getaucht.

Bekannt ist das Haupthema der Ausstellung: Die Stadtentwicklung in der Geschichte Chinas. Zunächst aber wird, einem neueren Bericht von Xinhua zufolge, auf die Migration Hunderter Millionen Chinesen fokussiert, die in den letzten 30 Jahren in die Städte abgewandert sind, um dort ihr Glück zu suchen. Über drei Ebenen kann der Besucher physisch und audiovisuell den Weg der Migranten nachverfolgen.

Die sogenannte „Krone des Orients“ ist mit 63 Metern Höhe dreimal höher als die anderen Länderpavillons in Shanghai. Nicht ohne Grund: Dieser Pavillon ist das architektonische Wahrzeichen der Shanghaier Weltausstellung. Der Beitrag des Gastgebers offenbart sich als komplexe Struktur, die einige traditionelle chinesische Elemente aus Architektur, Kalligraphie, Gartenkunst und Stadtplanung einem internationalen Publikum vorstellen möchte.

Beginnend mit der Farbgebung, wird der Pavillon in sieben verschiedenen Schattierungen des Gugong-Rot leuchten, das einst nur dem Kaiserlichen Palast vorbehalten war.

Das Dach ist eine 30 Meter hohe Dougong-Struktur – hier allerdings aus Stahl. Dougong ist ursprünglich eine geschichtete Holzkonstruktion, die in China seit mehr als 2.000 Jahren für Paläste und Tempel verwendet wird, um die weit ausladenden Pagoden zu realisieren. Beim Dougong wurden Stützen mit Querbalken Lage um Lage zimmermannsmäßig so perfekt umklammert, dass weder Nägel noch Leim zum Einsatz kamen. Die insgesamt 56 „Klammern“ in Shanghai symbolisieren die Zahl der Nationalitäten innerhalb Chinas.

Die Dachfläche ist als traditionelles Sudoku-Raster gestaltet, das als Planungsmuster in historischen Stadtgrundrissen von Xi’an oder Peking zu sehen ist. In Shanghai soll bei Mittagssonne ein kleineres Sudoku-Raster auf dem Boden des Expo-Pavillons ablesbar sein.

Der Sockel des roten Hauptgebäudes ist selbst ein 45.000-Quadratmeter-Gemeinschaftspavillon. Die Namen der chinesischen Regionen und Provinzen, die sich hier präsentieren, werden grafisch auf den Außenwänden präsentiert – im Zhuan-Stil oder Siegelstil der chinesischen Kalligrafie. Die Striche der Zeichen werden in horizontale und vertikale Linien gefaltet, um den Außenwänden das Aussehen traditionell-ornamentierter Fenster zu verleihen.

Bei der Außenraumgestaltung entschied sich der 70-jährige Chefdesigner He Jingtang für die Gartenkunst der Jiangnan-Region (südlich des Jangtse-Flusses), die heute noch in Städten wie Yangzhou oder Suzhou zu sehen ist. Sie ist berühmt für lauschige Pavillions und kleine Teiche im Grünen, die bald den Expo-Besuchern Entspannung bieten sollen.

Kritiker aus China finden den Entwurf zu symbolisch, doch He meint, sein Entwurf sei „wie eine Statue Chinas, die im Garten einer Stadt“ stehe. Mögen die Kritiker recht haben oder nicht: Ein Entwurf, dessen Anblick man unweigerlich mit China assoziiert, ist der rote Riese allemal. – Nach der Expo soll der Pavillon in ein Chinesisches Historisches Museum verwandelt werden.

Hongkong, Macau und Taiwan präsentieren sich derweil – unweit vom Mutterland – in eigenen Pavillons.

Till Wöhler, Peking


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