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04.05.2009
Club Tropicana
Zum Tod von Max Borges jr.
Max Borges jr., der Architekt des weltberühmten Club Tropicana in der kubanischen Hauptstadt Havanna, ist gestorben. Wie Architectural Record erst am 1. Mai meldet, verstarb der Exilkubaner bereits im Januar 90-jährig im US-Bundesstaat Virginia.
Borges wurde am 24. Juli 1918 in eine wohlhabende Architektenfamilie in Havanna geboren. Er studierte Architektur in den USA, am Georgia Institute of Technology und an der Graduate School of Design in Harvard. Danach kehrte er nach Havanna züruck, wo er das Büro seines Vaters Max Borges del Junco führte, bis seine Familie 1959 nach der kubanischen Revolution in die USA auswanderte. Dort lebte und arbeitete er zunächst in Florida, dann in Pennsylvania und schließlich in Nord-Virginia. Anders als viele andere Exilkubaner war er in den USA recht erfolgreich.
Max Borges Jr. gilt als einer der einflussreichsten Modernisten im Kuba der 1950er Jahre. Sein Stil wurde stark geprägt durch die Zusammenarbeit mit dem spanischen Tragwerksingenieur Felix Candela, der zuvor in Mexiko als Spezialist für leichte Betonparaboloide arbeitete. Borges lud Candela bereits 1940 nach Havanna ein, wo beide für ihre Zeit außergewöhnliche Projekte umsetzen konnten. Am bekanntesten ist der glamouröse Sala de los Arcos de Cristal von 1951 für den weltberühmten und legendären Vergnügungskomplex Tropicana Club, der 1939 vom Architekten Victor Correa begonnen worden war. Die dünnen, sich überlappenden Betonschalen formen die verglasten Kristallbögen, die dem Saal seinen Namen gaben und am Tag den Blick auf den blauen Himmel sowie nachts auf die Sterne freigeben.
Andere Bauten wie das Appartementgebäude Anter mit seinen reliefartig angeordneten Balkonen oder der Club Náutico, eine weitere, spielerisch-leichte Schalenkonstruktion am Meer, machten Borges zu einem der wenigen panamerikanischen Modernisten mit einem wiedererkennbaren Stil.
Bis in die 1980er Jahre war Borges gemeinsam mit seinem Bruder Enrique als Architekt im Raum Washington aktiv, wo sie zahlreiche Wohn- und Bürohäuser gebaut haben. 2006 erhielt er den Cintas Foundation Lifetime Achievement Award.
Trotz des politischen Wandels vor 50 Jahren ist der Club Tropicana für Kuba beispielhaft für die zeitlose Kraft außergewöhnlicher Architektur geworden. Der Club erfreut sich nach wie vor größter Beliebtheit unter Kubanern wie Ausländern. Und an dieser Stelle sollte man vielleicht einmal mit einem alten Gerücht aufräumen: „Club Tropicana drinks are free!“ trällerte in den 1980er Jahren die britische Popband Wham! Leider nein: Pro Person beträgt der Mindestverzehr 60 kubanische Dollars, die sich lohnen. Denn dafür bekommt man eine Weltklasseshow in spektakulärer Architektur – sowie eine Flasche kubanischen Rum.
Till Wöhler
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