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27.01.2012

Am Lokdepot

Wohnungsbau von Robertneun in Berlin


Berlin hat zu wenig zentral gelegene Wohnungen. Die Verdichtung innerstädtischer Brachflächen und deren Nutzung durch Wohnbauten ist eine logische Konsequenz. Typisch für Berlin sind dabei nicht nur einzelne Baulücken in der urbanen Textur, sondern großflächige Grünräume entlang von umgewidmeten Flächen, die einst für die Infrastruktur genutzt wurden. Das Gelände am Gleisdreieck - heute ein Park -  ist solch ein Gebiet. Für die Bebauung eines Grundstücks westlich der Monumentenstraße in Berlin-Schönberg und östlich der ehemaligen Gleise wurde nun die Baugenehmigung erteilt. Architekten des ungewöhnlichen, aus drei Typen bestehenden Wohnungsbaus, sind Robertneun aus Berlin. Der landschaftsplanerische Entwurf wird vom Atelier Loidl (Berlin) realisiert, das bereits den angrenzenden Park am Gleisdreieck gestaltet hat.

Robertneun Architekten haben für das Grundstück eine differenzierte Blockrandbebauung entwickelt, die die „postindustrielle Industrieromantik“ der alten Gleisanlagen in ein ungewöhnliches Konzept aus Grünräumen und Wohnungsbau überführt. Dabei schließen sie den gemeinsam mit der angrenzenden typischen Gründerzeitbebauung gebildeten Hof auf der ganzen Länge. Die Blockschließung führt nach Berücksichtigung diverser Abstandsflächen und Verschattungsstudien sowie in Kombination mit den drei von den Architekten entwickelten Haustypen S, M und L zu einer abgetreppten städtebaulichen Figur entlang der Grundstückslinie. In Ansicht und Dachverlauf zeichnen sich dabei die unterschiedlich breiten Haustypen ab.

Dabei ist Typ S als kleinstes Haus einem Townhouse ähnlich: Hier wird es Wohnen über mehrere Etagen um eine zweigeschossige Loggia herum geben. Typ M bietet gestapelte Etagenwohnungen mit Lastenfahrstuhl und Balkonen als Fluchweg. Typ L wird mehrspännig erschlossen und bietet teils zweigeschossiges Wohnen. Die „Rohbauten“ des Typ L werden dabei ergänzt durch so genannte „Gewächshäuser“, teils doppelgeschossige Raumelemente, die vollflächig verglast und in Stahlbauweise konstruiert sind. Sie werden in die „Fächer“ der Rohbauten eingeschoben. Ab April 2012 soll zunächst eine Eckbebauung mit den Typen L und M beziehungsweise insgesamt rund 40 Wohnungen realisiert werden. Das gesamte Vorhaben umfasst rund 200 Wohnungen.

Diesen Haustypen ist die industrielle Ästhetik und die einfache Konstruktionsweise als Stahlbetonskelett gemeinsam. Für den Innenausbau schlagen die Architekten ein variables System aus unterschiedlichen Wandelementen – von der Mauerwerkswand über Holzschiebwände, Glastrenn- oder Schrankwände und Regale bis zu Vorhängen vor. Die vorgefundene Farbigkeit des roten Backsteinmauerwerks, der bis heute vom Museum für Verkehr und Technik als Lokdepot genutzten Schuppen, soll bei den Neubauten durch die rote Einfärbung des Betons sowie rot lackierte Stahlelemente weiter geführt werden. Ein bis zu sieben Meter hoher Sockel, der den Höhensprung zwischen Gleisgelände und Wohnbebauung ausgleicht, fasst den Komplex zusammen und bietet Raum für gewerbliche und halböffentliche Nutzungen sowie Parkgaragen. Er soll mit altem Mauerwerk verkleidet werden.

Auch die Außenraumgestaltung orientiert sich am Genius Loci. So wird für die befestigten Flächen Kopfsteinpflaster verwendet werden, wie man es vor Ort bereits vorfindet. Die mittels unterschiedlich hoher Hecken umfriedeten Gartenhöfe der einzelnen Parzellen werden teils mit Rasen bepflanzt, teils mit Sand gedeckt. Ein goßes „Blätterdach“ aus locker über die gesamte Hoffläche verteilten Laubbäumen bindet die Einzelgärten auf anderer Ebene jedoch wieder zusammen.


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Zu den Baunetz Architekt*innen:

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