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25.03.2010
Größter Bau des Bundes
Richtfest für BND-Neubau in Berlin
Nicht das Behnisch-Parlament, nicht der Schürmann-Bau, nicht das Bundeskanzleramt von Schultes, nicht die Bundestagsbauten von Braunfels, nicht einer der vielen Berliner Ministeriumsneubauten, nicht der Berliner Hauptbahnhof – sie alle sind nicht „das größte Hochbauprojekt des Bundes aller Zeiten“ (Bau-Staatssekretär Ferlemann). Sondern: der Neubau für den Bundesnachrichtendienst (BND). Wobei sich natürlich gleich die Frage stellt, in welchen nicht hochbaulichen Tunnel der Bund noch mehr Geld gesteckt haben mag.
Hier beim Bundesnachrichtendienst sind es 790 Millionen Euro, manche sagen: Mit Innenausstattung wird es wohl eine Millarde werden. Am 25. März 2010 wurde auf der Baustelle des BND an der Berliner Chausseestraße Richtfest gefeiert.
Der Entwurf stammt von dem Berliner Büro Kleihues + Kleihues, dem Jan Kleihues seit dem Tod seines Vaters zusammen mit Norbert Hensel vorsteht. Er ist aus einem Wettbewerb hervorgegangen (siehe BauNetz-Meldung vom 8. Februar 2005). Weitere Preisträger des Wettbewerbs sind allerdings für Teilbereiche beauftragt worden. So bauen Hilmer & Sattler und Albrecht einen Kopfbau an der Chausseestraße, daran grenzt eine Technik- und Logistikzentrale von Henn Architekten. Diese beiden Bauten werden als „Nordbebauung“ bezeichnet. Entsprechend entsteht am anderen Ende des Grundstück an der Habersathstraße eine „Südbebauung“ mit Schule, Internat und Besucherzentrum. Der Entwurf dafür stammt vom Büro Lehmann Architekten, das nicht zu den Preisträgern des Wettbewerbs zählt.
Der BND ensteht auf dem Gelände des Stadions der Weltjugend, das 1950 im klassisch modernen Stil errichtet wurde und für die Berliner Luftikus-Bewerbung „Olympia 2000“ hastig abgerissen wurde. Danach wurde hier einige Jahre Golf auf einer Brache gespielt.
Dem Entwurf von Jan Kleihues ist anzumerken, dass die ungeheure Baumasse (hier sollen 4.000 Menschen arbeiten) möglichst differenziert „verpackt“ werden sollte. Auch verhinderten Sicherheitsanforderungen die vom Architekten eigentlich gewünschte Blockrandbebauung.
Noch sind die Fassaden nicht montiert, noch fällt es schwer, auf dem abgesperrten und mit Baucontainern vollgestellten Grundstück überhaupt einen Überblick zu gewinnen. Allerdings kann jetzt schon festgestellt werden, dass auf dem langen Weg des „Poetischen Rationalismus“ (J. P. Kleihues) von Dülmen-Rorup bis an die Chausseestraße ein Gutteil der Poesie abhanden gekommen zu sein scheint. Auch wenn man das Gebäude nicht gleich als „furchteinflößende Trutzburg“ (Tagesspiegel) bezeichnen möchte – die Fassaden sind streng gezeichnet, und die Rückseite zur (renaturierten) Panke zeigt gar einen monotonen Repräsentativprospekt von ungeheurem Aus- und Gleichmaß. Assoziationen an die IG Farben von Poelzig werden hier genauso geweckt wie solche an den italienischen (Neo-) Rationalismus eines Giorgo Grassi oder des frühen Also Rossi.
Der BND soll Ende 2013 fertig sein und ab Anfang 2014 bezogen werden. Einige technische Bereiche des Dienstes verbleiben am bisherigen Standort in Pullach bei München. Wozu in Zeiten des Internets und der gut aufgestellten investigativen Weltpressse überhaupt ein Auslandsgeheimdienst erforderlich ist, war nicht Diskussionsgegenstand beim Richtfest. (Benedikt Hotze)
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ein Atrium
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