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19.07.2016
Genetischer Code
Holzpavillon von ALICE in Lausanne
Der Raum als „Interface zwischen dem Menschen und technologischen sowie gebauten Prozessen“ – diesen Ansatz verfolgt das Labor ALICE unter Leitung von Dieter Dietz an der EPFL Lausanne. Die interdisziplinäre Gruppe aus Architekten und Wissenschaftlern hat gemeinsam mit 200 Studenten der École Polytechnique Fédérale de Lausanne einen temporären Pavillon auf dem Campus der Hochschule gebaut. Damit setzt ALICE die architektonischen Sommerexperimente in Lausanne fort, die letztes Jahr mit AFF Architekten und Atelier EAST begannen. Während AFF und EAST mit einem Bezug zum Bauhaus zu den Grundfesten der Moderne zurückkehrten, möchte ALICE einen „genetischen Code“ für zukünftige Bauten entwickeln.
Gemeinsam mit dem Holzingenieur Rémy Meylan haben ALICE und die Studenten das „House 1” konstruiert, das sich in einem steten Austauschprozess sozusagen evolutionär entwickelt hat. Der Holzrahmenbau mit Ausmaßen von 11 x 11 x 11 Metern beinhaltet nämlich unterschiedliche Raumeinheiten, die die Studententeams jeweils einzeln entwarfen: entweder ein Raum zum Wohnen oder ein Raum des Übergangs, wie etwa eine Treppe oder ein Flur. Die einzelnen Einheiten wurden schließlich in der Gesamtkonstruktion zusammengeführt, so wie sich auch ein DNA-Molekül aus einzelnen Bausteinen zusammensetzt, möchte man in der Anschauung von ALICE bleiben.
Herausgekommen ist eine offene Struktur, die auf den ersten Blick an den „Pavillon of Reflections“ erinnert, den das ETH Zürich-Studio von Tom Emerson für die diesjährige Manifesta auf dem Zürichsee installiert hat. 15.000 Meter massive Holzlatten verbaute die Projektgruppe zu dichten und weiten statischen Gittern. Nur wenige plane Flächen kommen beim „House 1“ zum Einsatz. Gehalten wird die Konstruktion von einzelnen Betonkuben. 150 Stück von ihnen stellen die Basis für Holzbeine, von denen aus die ganze Konstruktion herauswächst. An einer Seite des Pavillons wandeln sich diese Beine schließlich zu freien Armen und geben der gesamten Konstruktion einen Eindruck des Unvollendetseins. Diese visuelle Wirkung lässt sich gewiss auch biotechnologisch deuten. Das „House 1“ etwa als Zelle, an die sich weitere Zellen andocken können und einen Organismus bilden. (sj)
Fotos: © ALICE - EPFL, Aloys Munzenberg, Alessandra Ortelli, Dylan Perrenoud
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