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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Globe-Theater_suedlich_von_Calais_4784192.html

14.07.2016

Freunde am Kanal

Globe-Theater südlich von Calais


Der Architekt Andrew Todd beschreibt sich als eine Art Ein-Mann-Entente-cordiale, also als eine Verkörperung jenes Abkommens, das Anfang des letzten Jahrhunderts zwischen Frankreich und Großbritannien geschlossen wurde. Der Brite lebt und arbeitet in Paris, während sich viele seiner Projekte auf den Britischen Inseln befinden.

Im Dörfchen Condette südlich von Calais hat sein Studio Andrew Todd nun ein Theater aus Bambus und Holz fertiggestellt, das eben jener Entente cordiale gewidmet ist. Dort befindet sich nämlich im Chateau d’Hardelot das Centre culturel de l'Entente cordiale, das sich seit 2007 in dieser spektakulären Umgebung dem Kulturaustausch zwischen den beiden Ländern widmet. Das Schloss wurde im 19. Jahrhundert durch John Hare in einen Landsitz im Tudorstil verwandelt – insbesondere Charles Dickens war hier oft zu Besuch.

Mit seinem Theater ergänzt Andrew Todd ein weiteres Kapitel in der französisch-britischen Stilgeschichte des Anwesens. Als Rundbau erinnert es bewusst an das Elisabethanische Theater der Renaissance, wie es beispielsweise durch William Shakespeares Globe Theatre berühmt wurde. Trotzdem verfügt das Gebäude mit seinen addierten Zylindersegmenten über eine dezidiert zeitgenössische Anmutung. Auch ist der Theaterraum im Gegensatz zu seinen Vorbildern geschlossen. Ebenso wurde auf ein bewegliches Dach, wie es Renato Rizzis Theater in Danzig auszeichnet, bewusst verzichtet.

Dafür konzentrierte sich Todd zusammen mit dem Pariser Ingenieurbüro LM Ingénieur und dem Londoner Theaterdienstleister Charcoalblue auf die Ökobilanz des Gebäudes, das dank einer natürlichen Belüftung einen äußerst niedrigen Energieverbrauch aufweist. Errichtet wurde das Bauwerk ausschließlich aus gebogenen Massivholzplatten – eine Konstruktionsform, die laut Todd bei diesem Projekt erstmalig zum Einsatz kam.

Das Theater bietet auf drei Ebenen insgesamt knapp vierhundert Besuchern Platz. Eingeweiht wurde es übrigens absolut standesgemäß: Mit dem jährlichen Midsummer-Festival, das noch bis zum 16. Juli im Garten des Chateau d’Hardelot stattfindet. (sb)

Fotos: Martin Argyroglo


Zum Thema:

www.chateau-hardelot.fr

Mehr Shakespeare in der Baunetzwoche#453 „Gebautes Drama: Berliner Bühnenarchitekturen“


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